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Do, 18.04. - Premiere mit anschl. digitalem Livegespräch mit Regisseur Ryūsuke Hamaguchi

Evil Does Not Exist

Absichtsvoll inszeniertes, naturverbundenes Gesellschaftsdrama, in dem es um die Balance der gegensätzlichen Lebensstile und Lebensräume geht. Ein Film, der zum Nachdenken anregt und den Mut aufbringt, nicht alle Fragen zu beantworten.

Takumi (Hitoshi Omika) und seine Tochter Hana (Ryo Nishikawa) leben in einem kleinen Dorf namens Mizubiki, das nicht weit von der japanischen Hauptstadt Tokio entfernt liegt. Ihr Leben ist einfach und eng mit der Natur verbunden. Sie genießen die Kargheit und Abgeschiedenheit ihres Alltags. Doch diese Idylle scheint bald ein Ende zu nehmen. Ein Unternehmen aus Tokio plant, eine Luxus-Campinganlage in der Nähe zu errichten. Das entschleunigte Leben der Dorfbewohner hätte damit ein Ende. Die Fronten sind verhärtet. In einem Versuch, die Situation zu entschärfen, schickt das Unternehmen zwei Agenturmitarbeiter nach Mizubiki. Doch anstatt einer Lösung nahezukommen, führt dies zu weiteren Spannungen –mit tiefgreifenden Folgen für alle Beteiligten.

Umwelt gegen Ökonomie. Um diese Auseinandersetzung geht es in Hamaguchis Werk, das auf dem letztjährigen Filmfest von Venedig acht Minuten lang Standing Ovations erhielt. „Evil Does Not Exist“ ist eine feinfühlig erzählte, ökologische Reise zu dem, was die Menschen in Mizubiki im Innersten antreibt und was sie erfüllt: sie existieren selbstbestimmt und unabhängig. Sie leben von dem, was der Wald ihnen gibt und was auf natürliche Weise vorhanden ist. Gerade jene Szenen im Wald haben etwas zutiefst Meditatives und zählen zu den stimmungsvollsten des Films. Verantwortlich dafür sind neben den ungewöhnlichen Blickwinkeln und Kameraperspektiven noch zwei andere Aspekte. Zum einen die authentische Soundkulisse und Klanglandschaft, vom Fließen des Baches über die knackenden Äste bis hin zum Vogelgezwitscher. Zum anderen die wunderschöne, anrührende Filmmusik, komponiert von der japanischen Künstlerin Eiko Ishibashi. Ihre Klänge unterstreichen viele Szenen, nicht nur jene im Wald. Und meist hat man das Gefühl, dass ihre Musik maßgeblich und stellvertretend für die Stimmung des gesamten Films ist. Und egal ob Dorfbewohner oder Städter: Hamaguchi entlockt seinen Schauspielern durch den reduzierten Einsatz von Dialogen durchweg und unablässig gelungene, wahrhaftige Leistungen.

Quelle: programmkino.de / Björn Schneider

J 2023
Regie: Ryusuke Hamaguchi
Darsteller: Hitoshi Omika, Ryo Nishikawa, Ryuji Kosaka
106 Minuten


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